Neue Leserbriefe im Reichenhaller Tagblatt (Claudia Mausehund und Thomas Moser)

Zwei neue Leserbriefe wurden heute, am 09. Mai 2017, im Reichenhaller Tagblatt zu den Baumfällungen in Bad Reichenhall veröffentlicht – “Manchmal sind Zweitgutachten sinnvoll” von Claudia Mausehund und “Keine Parklandschaft in der Au” von Thomas Moser.

“Manchmal sind Zweitgutachten sinnvoll”

von Claudia Mausehund

“Erfreulicherweise bleibt uns die Serbische Fichte vor der Kirche St. Zeno ja nun doch erhalten. Wie wunderschön alte Bäume ein Stadtbild prägen, sieht man in Bad Reichenhall ganz genau. Was wäre denn unsere Kurstadt ohne den wunderbaren harmonisierenden Baumbestand. Sie wäre um einiges ärmer. Umso mehr verwundert die Baumfällpanik, die in der Stadt und an der Saalach um sich greift. Unter scheinbaren Sicherheitsaspekten werden Bäume begutachtet, für gefährdet befunden und der Fällung preisgegeben.

Wer selbst schon einmal Gutachter beauftragt hat, weiß, dass auch Gutachter verschiedene Kriterien anwenden und dementsprechend zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen können. Großes Lob deshalb an die Gemeinde Ainring und deren Bürgermeister Eschlberger. Die ortsbildprägende, mehrere hundert Jahre alte Eiche in Hammerau bleibt stehen, nachdem ein zweites Gutachten bei einer Windgeschwindigkeit von 117 Stundenkilometern eine 160-prozentige Standsicherheit ermittelt hatte. Ein solch umsichtiges Vorgehen wäre auch für unseren Bad Reichenhaller Baumbestand wünschenswert.”

“Keine Parklandschaft in der Au”

von Thomas Moser

“Herr Hötzendorfer versucht, obwohl er Stadtrat ist, die Bedenken und Sorgen der Bürger auf flapsige Art zu kommentieren. Er benutzt ‘postfaktisch’, das in letzter Zeit und als Zitat des amerikanischen Präsidenten Einzug in den politischen Sprachgebrauch gefunden hat, um die mit Recht besorgten Bürger lächerlich zu machen.

Damit lenkt er davon ab, dass die Verantwortlichen der Stadt allesamt versagt haben. Sie hatten nicht den Mut, sich gegen Wasserwirtschaftsamt, Straßenbauamt und Bundesbahn zur Wehr zu setzen, die eben nicht nur die kranken Eschen, sondern auch Jahrhunderte alte Buchen zum Beispiel in der Marzoller Au gefällt haben – dort, wo es in unserer Stadt noch frei lebende Schildkröten und seltene Vögel gibt. Sie verschanzten sich hinter ‘Wir sind nicht zuständig’.

 Daß die Teilnehmerzahl der Demo gegen das ‘Bad Reichenhaller Baumsterben’ überschaubar war, liegt sicher auch an Verantwortlichen wie Herrn Hötzendorfer. die Bürger haben das Gefühl: ‘Die machen ja doch, was sie wollen, oder sie sind wie imme rnicht zuständig’.

Stadtrat Guglhör sagte in einem Leserbrief vor einiger Zeit: ‘die Summe der Bäume in Bayern ist auch nach den Fällungen gleich geblieben’. Er meint damit sicher die ‘Anzahl der Bäume’. Doch darauf alleine kommt es nicht an. Wir müssen als erstes klären: Wollen wir einen Auwald oder eine Parklandschaft? Im Auwald entfaltet sich eine vielfältige Symbiose. ‘Junge’ Bäume sollen dort nicht unbedingt schnell ans Licht. Sie sollen langsam wachsen, damit ihre Struktur widerstandsfähig wird. Sie werden im sogenannten Baumkindergarten von alten Bäumen mitversorgt und eine Vielzahl von Pilzen und Flechten helfen dabei, ein güstiges Mikroklima zu schaffen. Das ist sehr gut bei Peter Wohlleben, einem studierten Forstwirt, der über 20 Jahre lang Beamter der Landesforstverwaltung war, nachzulesen.

Somit erscheinen die von Herrn Hötzendorfer angesprochenen ‘waldwirtschaftlich notwendigen Bereinigungen’ als laienhaft.

Die Parklandschaften, so schön sie manchmal sein mögen, haben mit einem intakten Auwald nichts zu tun. Wenn Bäume solitär und ohne Konkurrenz stehen und Licht und Wasser in unbegrenzter Menge zur Verfügung haben, so wachsen sie schneller, die schnellwüchsigen Zellen lagern mehr Wasser und Luft ein, wodurch der Stamm den Stürmen und Schneelasten weniger stabil standhalten kann. In der Nonner Au wollen wir aber eine intakte Aulandschaft, die auch als Hochwasserschutz fungiert.

Die Sinnhaftigkeit der Baumfällungen in diesem Ausmaß muß also sehr wohl hinterfragt werden. Herrn Hötzendorfer würde ich empfehlen, ‘vom hohen Ross’ abzusteigen und das Buch von Peter Wohlleben (Das geheime Leben der Bäume) zu lesen.”

Leserbriefe_Reichenhaller_Tagblatt_09.05.17

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