Presse-Echo zum Baumfällskandal im Reichenhaller Tagblatt

Rathaus soll sich zu Baumfällungen äußern
Christian Kessel verfaßt Fragenkatalog – Antworten in der kommenden Stadtratssitzung
Bad Reichenhall. Eigentlich wäre die nächste öffentliche Sitzung des Reichenhaller Stadtrats am Dienstag, 4. April, um 18 Uhr wohl eine kurze Angelegenheit geworden: auf der Tagesordnung steht lediglich die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans für ein Wohnbauprojekt im nördlichen Teil der Frühlingsstraße.
Dennoch könnte die Sitzung etwas länger dauern. Der Grund: Christian Kessel hat im Vorfeld eine Bürgeranfrage gestellt, die ebenfalls in der Sitzung beantwortet wird. Konkret formulierte er 14 Fragen zu den derzeit laufenden Baumfällaktionen im Stadtgebiet. Gegen diese hatten zuletzt viele Bürger ihren Protest geäußert, zum Beispiel mit Leserbriefen in der Heimatzeitung.
Auch Kessel selbst hatte bereits über diesen Weg seinen Unmut ausgedrückt. Ihm habe es “die Sprache verschlagen”, als er die rund 200 gefällten Bäume im Bereich Nonner Steg gesehen habe. Den Hinweis der Stadt, die Fällungen seien nicht vom Rathaus, sondern vom Wasserwirtschaftsamt veranlaßt worden, fand er nicht ausreichend. “In der Presseerklärung der Stadt Bad Reichenhall findet sich kein Hinweis darauf, was die Stadt, ihr Oberbürgermeister oder ihre Mandatsträger zu diesem Thema zu sagen haben.” Er fragt sich, ob sie zur Problematik eine Haltung haben – “außer der, daß man nicht zuständig sei für das Problem, das einen Großteil der Bad Reichenhaller Bevölkerung, jeden, der an der Saalach spazieren geht, betrifft?”
Deshalb hat er sich nun mit einem Fragenkatalog, welcher der Heimatzeitung vorliegt, an die Stadt gewandt. Konkret will er unter anderem geklärt wissen, wer im Rathaus von den Baumfällungen Kenntnis oder sie “billigend in Kauf” genommen hat. Außerdem möchte er Informationen darüber, nach welchen Kriterien die zu fällenden Bäume ausgewählt wurden. er unterstellt zudem, daß manche Bäume nur aus optischen Gründen geschlagen wurden und erhofft sich darüber Auskunft.
Doch nicht nur zu den gefällten Bäumen soll sich die Stadt äußern. Auch über die bereits für 2017/18 geplanten Aktionen will Kessel Informationen. So hat sich bereits herumgesprochen, daß für die Neugestaltung der Unteren Bahnhofstraße im Zuge der Kanalsanierung (wir berichteten) mehrere Kastanien und eine Platane daran glauben müssen. So schreibt die Reichenhallerin Eileen Wolf in einem Brief an die Heimatzeitung: “Ich bin sicher, daß wir intelligent genug sind, eine Kanalsanierung durchzuführen, ohne daß die Bäume gefällt werden müssen.” Sie befürchtet: “Irgendwann geht man durch die Stadt und stellt mit Entsetzen fest, daß die Bäume weg sind.” Wolf fragt sich, ob es den Planern und Entscheidern eigentlich bewußt ist, daß die Kurstadt gerade wegen ihrer Parkanlagen und wunderbaren Baumbestände so besonders ist.
“Wir sagen immer so schön, wir leben da, wo andere Urlaub machen. Wir sollten immer wieder alles tun, daß die Menschen hier Urlaub machen wollen, daß weiterhin Gäste in die Stadt kommen. Und dazu gehört auch der rücksichtsvolle Umgang mit unseren Bäumen”, ist sie überzeugt.
(jag)
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